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Vogelrettung

 4facher, irreparabler Flügelbruch eines Sperbers
-Vorab das Wichtigste-
Falken und andere Greifvögel erhalten als erstes ca. fingernagelgroße Fleischstückchen aus Rinderherz oder Rinderleber aus der Metzgerei, wenn sie willens und in der Lage sind, selbständig zu fressen.
Das Fleisch sollte zuvor in einem Wasserbad oder der Microwelle handwarm angewärmt und z.B. mit einer stumpfen Pinzette oder auf einem stumpfen Holz-Zahnstocher o.ä. gereicht werden.


Seit ca. 20 Jahren wird der Rettungsdienst für verletzte und hilflose Vögel -hauptsächlich für Greife- betrieben. Vögel, die uns gebracht werden, kommen auf dem schnellsten Wege entweder zur Behandlung zu einem auf Geflügel und Ziervögel spezialisierten Tierarzt oder gleich in die Pflege- und Auswilderungsstation Düsseldorf. Polizei und Feuerwehr der Stadt Solingen leiten Anfragen direkt an den Rettungsdienst weiter; unsere Telefon-Nummern liegen dort ebenfalls vor.

Der allererste "Einstieg" in den Rettunsdienst vor ca. 20 Jahren war gleich eine schlimme Niederlage. Selbst die Taubenklinik in Essen-Kupferdreh konnte einem Sperber nicht mehr helfen. Ein mehrfacher Flügelbruch war nicht mehr heilbar, weil Knochenspitter hätten entfernt werden müssen und durch die damit verbundene Verkürzung eines Flügel die Aerodynamik des Greifs verlorengegangen wäre. Der Vogel hätte nie wieder in der Freiheit jagen können. Auf Rat der Ärzte wurde der Sperber eingeschläfert. Die mehrfachen Brüche sind auf dem nebenstehenden Röntgenbild klar erkennbar.
Der involvierte Jagdpächter hat ihn seitdem als ausgestopftes Präparat auf seinem Wohnzimmerschrank stehen. Für den Rettungsdienst eine schlimme Niederlage!

Kürzlich gelang es jedoch, 3 Turmfalkenküken vor dem Verhungern zu bewahren:

Samstag, 10.6.2000: Seit ca. 4 Wochen brüten in unserem Kasten wie in jedem Jahr die Turmfalken. Das Männchen brachte unter leisem Rufen mehrfach am Tage Mäuse, so daß das Weibchen dann den Kasten verließ, eine Maus übernahm und in Ruhe irgendwo auf einem Dach verzehrt. Währenddessen flog das Männchen dann in den Kasten und hielt die Eier so lange warm, bis daß das Weibchen zurückkam. Das Männchen saß dann meist recht zutraulich noch einige Minuten lang auf unserer Fernseh-Antenne ca. 20 m vom Kasten entfernt, bevor es zu einem neuen Jagdflug aufbrach. Ende vergangener Woche schienen dann 3 junge Falken geschlüpft zu sein. Seit Montag 5.6.2000 wurde das Männchen jedoch nicht mehr in der Nähe des Kastens gesehen.

Am Mittwoch, 7.6.2000, beobachtete ich nun durch Zufall einen kapitalen Sperber, in der Nähe des Kastens unbehelligt einige Runden flog und dann weiter zog. Dies wunderte mich sehr, weil das Falkenmännchen — speziell wenn sehr kleine Küken im Kasten sind! – keine "Verletzung des Luftraums" im Umkreis von ca. 500 m um den Kasten duldet und jeden Eindringling – selbst Bussarde und Krähen- ungestüm und todesmutig angreift.

Bergung Merscheider Straße

Am Donnerstag, 8.6.2000 erschien gegen 11.00 Uhr vormittags das Weibchen wieder im Kasten, fütterte die Küken mit einer sehr großen Maus und flog wieder ab. Den ganzen Tag über wurde das Weibchen dann nicht mehr gesehen.
In der Nacht von Donnerstag, 8.6.2000, auf Freitag, 9.6.2000, bettelten die Küken dann jedoch in der Zeit von 2.00 Uhr bis 5.00 Uhr ununterbrochen erbärmlich. Dies war allerdings absolut ungewöhnlich, weil die Falken-"Mamma" trotz ihrer Wildheit äußerst fürsorglich zu ihren Küken ist – wie alle Geifvögel –, und sie in der Nacht wärmt. Die Küken sind dann in der Nacht fast grundsätzlich ruhig. Wir waren daher alarmiert.

Als dann das Weibchen am Freitagmorgen bis gegen 11.00 Uhr nicht ein einziges Mal am Kasten erschien, entschieden wir nach Rücksprache mit der Pflege- und Auswilderungsstation Düsseldorf, die Küken schnellstens zu bergen, weil sie ansonsten mit Sicherheit verhungern würden.

Mit viel Glück und Überredungskunst gelang es mir dann, die Firma Gebäudereinigung Emons dazu zu bewegen, innerhalb einer Stunde (am Freitagmittag!!!!!!!!) mit ihrem Hubsteiger-LKW hier zu erscheinen und die Küken aus dem Kasten zu bergen! Nach der Bergung – die mir außerordentliche "Bauchschmerzen" wegen eigener Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung verursachte! – fuhr ich dann die ca. eine Woche alten Dunenküken sofort in die Pflege- und Auswilderungsstation in Düsseldorf-Gerresheim, wo Herr Söhnigen sie unverzüglich mit frischem Kükenfleisch fütterte.

Obwohl die kleinen Greife in der Nacht noch innerhalb des Hauses unter einer Wärmelampe gewärmt werden mußten, war Herr Söhnigen sicher, sie großziehen und dann auswildern zu können! Die kleinen Turmfalken wären mit Sicherheit im Kasten verhungert.

Dunenküken im Nest
Foto: Christa Kastner

Weder das alte Turmfalkenmännchen, noch das Weibchen wurden – trotz ununterbrochener Beobachtung des Kastens und der Umgebung – bisher je wieder gesehen. Der Kasten ist seit Donnerstag 8.6.2000 11.00 Uhr verwaist, als das Weibchen zum letzten Mal gesehen wurde. Es wäre äußerst ungewöhnlich, wenn während der Brutzeit beide Falkeneltern durch Unfall umgekommen wären.

Ich vermute daher, daß beide Elternvögel Opfer eines auf ungewöhnliche Weise auf das Schlagen von Turmfalken spezialisierten, sehr starken Sperbers (oder vielleicht gar eines Habichts) geworden sind. Oder sollte irgendwo tatsächlich ein bisher nicht erkannter Wanderfalke in der Nähe sein? Tatsache ist jedenfalls, daß ich in den letzten Monaten mehrfach einen Sperber direkt hier am Haus an der Merscheider Straße (!!!) jagen sah. Die größte Wahrscheinichkeit dürfte ein Unfall durch Anflug gegen ein Auto auf der Viehbachtal-Autobahn sein. Anderseits ist jedoch wieder äußerst unwahrscheinlich, daß beide Altvögel innerhalb einer Woche durch Verkehrsunfall ums Leben kommen.

Das tragische Verschwinden der beiden Turmfalken-Eltern bleibt somit leider ein ungelöstes Rätsel. Es ist daher leider auch nicht möglich, eine evtl. besonders gefährliche Situation für die Vögel zu erkennen und abzustellen. – Traurig –
Findet jedoch jemand im Raum Merscheid/Aufderhöhe/Ohligs einen toten Turmfalken, so sollte er sich umgehend unter einer der nachstehenden Telefon-Nummern mit dem NABU Solingen in Verbindung setzen.

Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen weist der NABU Solingen noch einmal auf seinen Rettungsdienst für hilflose Vögel hin, der unter den Telefon-Nummern 0212/334409 oder 01634/334409 (Rolf Hölterhoff) und 0212/80371 (Rolf Hoppe) stets zu erreichen ist.
Allerdings: laßt die jungen Singvögel wie Amseln u.a. in Ruhe. Es bricht in Solingen eher ein Vulkan aus, als daß Vogeleltern ihre Kinder im Stich lassen!

17.8.2000: Die 3 Falken sind inzwischen ausgewachsen, komplett befiedert und voll flugfähig. Sie werden im Moment von 2 invaliden Altfalken in einer Voliere im Mäusefangen trainiert. Innerhalb der nächsten 3 Wochen werden sie wohl in die Freiheit entlassen.

Zwei der drei jetzt ausgewachsenen Falken mit sehnsuchtsvollem Blick in die Freiheit. Sie sitzen im Moment noch in der Pflege- und Auswilderungsstation Düsseldorf · Fotos: Ulli Preuss

Am Mittwoch, 30.08.2000 wurden die drei Falken zusammen mit zwei Altvögeln bei strahlendem Sonnenschein freigelassen. Hier der detaillierte und dramatische Bericht über die Auswilderung.

Pflegestationen bundesweit nach Telefonvorwahlen sortiert:

www.wildvogelpflege.de



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