Rolf Hölterhoff |
Solingen |
Dienstag, 4.4.2001
Während des gesamten Winterzeitraums 2000/2001 habe ich keinen Turmfalken mehr
an oder in unserem Kasten gesehen. Auch während meiner Spaziergänge zu Fuß oder
während der Fahrten im Auto sah ich großräumig in meinem Wohn-Umfeld praktisch
keinen Turmfalken mehr, weder im Fluge noch irgendwo sitzen.
Vor einigen Tagen fiel mir jedoch ein Habicht auf, der mitten im
dichtbesiedelten Stadtgebiet hier
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Turmfalke im Aufwind |
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direkt in der Nähe des Turmfalkenkastens jagte!
Ich denke, daß er tatsächlich die Ursache für das plötzliche Verschwinden des
Turmfalken-Paares im Sommer des vergangenen Jahres ist und die Vermutung liegt
sehr nahe, daß er sich auf das Schlagen von Turmfalken spezialisiert hat, die
selbst im Rüttelflug beim Jagen einer Maus von ihrer Umgebung völlig abgelenkt
sind.
Gestern erzählte mir ein Nachbar, er habe am Vormittag gegen 9.00 Uhr einen Falken in unserem Kasten sitzen sehen und an dem Kirchturm in unserem Stadtviertel seien auch wieder Turmfalken. Dem Mann ist aber auch sonst nicht zu glauben.
Heute Vormittag jedoch, gegen 9.10 Uhr, warf ich von einem unserer Fenster einen Blick auf den Nistkasten und mußte erst zweimal hinsehen, bevor ich realisierte, was ich dort sah. Es saß ein Turmfalke im Einflugloch!!!!!!!!! Er blieb zwar nur ca. 2 Minuten sitzen und flog dann ab, aber es scheint wieder ein guter Anfang zu werden. Hoffentlich sieht dies der von mir beobachtete Habicht nicht auch so!
Samstag, 7.4.2001
Seit heute ist ein offenbar junges Falkenpärchen ständig am Haus und im Kasten.
Die Vögel balzen, grenzen im Flug den Brutplatz ein und das Männchen bringt dem
Weibchen einige Mäuse. Heute stürzte das Weibchen plötzlich aus dem Kasten in
die Sumpfzone meines Teichs und flog mit einer Maus in den Fängen zurück in den
Kasten. Es sieht im Moment wirklich gut aus. Hoffentlich kommt uns der Habicht
nicht dazwischen!
Dienstag, 10.4.2001
Seit ca. 2 Tagen paaren sich die Falken mehrmals täglich auf dem Dachfirst des
Nebengebäudes und hoch oben auf den Ästen einer Fichte in einem Nachbargarten.
Es wird immer wahrscheinlicher, dass das junge Paar in diesem Jahr zur Brut
gelangen wird.
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Neugieriger Blick aus dem Brutkasten am 27.6.2001 |
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Donnerstag, 10.5.2001
Seit Tagen brütet das Weibchen offenbar! Sie liegt ständig tief auf dem Boden
des Kastens und ist nur mit Mühe mit dem Fernglas zu beobachten.
Der Vogel hält sich sehr ruhig und wechselt sich kurzfristig z.T. unter leisen
Rufen mit dem Männchen ab, das ihr immer wieder einmal eine Maus bringt.
Montag, 28.05.2001
Es ist eindeutig: Das Weibchen liegt auf Eiern.
Mittwoch, 26.6.2001
Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub sitzen im Kasten zwei junge Turmfalken. Sie
verlieren soeben das Jugendgefieder. Sieht recht lustig aus.
Wenn sie innerhalb des Kastens flügelschlagend ihre Muskeln trainieren, fliegen
die lockeren Federn nur so aus der Einflugöffnung!
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Jetzt wird auch die Nummer 2 aufmerksam. |
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Samstag, 30.6.2001
Die jungen Falken sitzen zum ersten Mal außerhalb des Kastens auf dem Flachdach
oberhalb ihres Brutplatzes.
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Zum ersten Mal außerhalb des Brutkastens! |
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Dienstag, 3.7.2001
Die letzten Tage waren ausgefüllt mit Flugübungen zu den Dächern der Nachbarhäuser
und in die Äste der großen Zeder in meinem Garten.
Die Eltern bringen ständig Nahrung in Form von Mäusen.
Donnerstag, 12.7.2001
Seit einigen Tagen sehe ich die Falken nicht mehr. Offenbar sind sie endgültig
ausgeflogen und werden wohl in der freien Landschaft von den Altvögeln im Jagen
trainiert.
Meine guten Wünsche mögen sie begleiten. Ich bin jedenfalls zufrieden und ein
bißchen glücklich: in diesem Jahr war die Brut erfolgreich!!!
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Es gibt keine Turmfalken mehr......!
Anfang März 2002 inspizierte ein Turmfalke unseren Nistkasten. Und nachdem ein
auf dem Kasten sitzender Falke so gut ist, wie ein brütendes Paar im Kasten,
freute ich mich schon auf die diesjährige Brut.
Der Falke wurde jedoch während des ganzen Jahres 2002 nicht mehr gesehen.
Der Kasten ist verwaist.
Das Schlimmste jedoch ist, daß ich während des ganzen Jahres nicht einen
einzigen Turmfalken im gesamten Stadtgebiet jagen oder gar sitzen sah, obwohl
ich mir den Hals nach Turmfalken verrenkte während meiner Aufenthalte im
Freien!
Das Verschwinden der beiden Altfalken während der Aufzucht der jungen Falken im
Jahr 2001 war wohl das Symptom für das offenbar völlige Verschwinden dieser
bisher nicht seltenen Vögel.
Eine Erklärung für diese Katastrophe habe ich bisher nicht.
Einen einzigen Falken sah ich zum ersten Mal seit langem wieder jagen an den
Hängen der Stadtautobahn hier in Solingen am 4.1.2003.
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In diesem Jahr gibt es für Solingen wenig Positives zu berichten.
Ich sah bisher im ersten Halbjahr 2003 nur ca. ein halbes Dutzend Mal jeweils
einen einzigen Turmfalken hier im Stadtgebiet von Solingen an der Stadtautobahn
jagen.
Ganz offenbar hat die Population dieser Greife hier tatsächlich einen
erheblichen Einbruch erlitten. Selbst der ca. 15 Jahre lang regelmäßig und
ununterbrochen besetzte Nistkasten am Nachbarhaus wurde in diesem Jahr wieder
nicht belegt.
Im März/April - zu Beginn der Brutsaison - versuchte eine Hausbesitzerin, ihre
seit Jahren im Gesims ihres Hauses brütenden Turmfalken zu vertreiben, indem
sie das Einflugloch von einem Dachdecker verschließen ließ. Die angeführten
Gründe waren absurd.
Nach massiver Intervention der Stadtverwaltung wurde das Einflugloch wieder
rechtzeitig geöffnet. Zusätzlich hing die städt. Administration mit Duldung der
Hausbesitzerin an der Ziegelstein-Giebelwand des Hauses einen
Schwegler-Falkennistkasten auf.
Sollte im nächsten Jahr das Einflugloch im Gesims tatsächlich verschlossen
werden, so hat das Falkenpaar dann wenigstens die Möglichkeit in den jetzt an
sich optimal hängenden Kasten zu ziehen.
Anfang Juli spielte sich in der Innenstadt beim ersten Ausflug der Jungvögel
eine kleine Falken-Tragödie ab.
Der nachstehende Zeitungsbericht gibt Auskunft über den traurigen Vorfall...
Quelle:
Solinger Tageblatt vom 01. Juli 2003
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Im gesamten ersten Halbjahr 2004 sah ich lediglich an zwei verschiedenen Tagen
jeweils einen einzigen Turmfalken an der Viehbachtal-Autobahn hier in Solingen
jagen.
Am 4. Juli 2004 kreisten jedoch zwei Turmfalken laut rufend über unserem
Grundstück ca. 1 Minute lang und inspizierten offenbar den am Nachbarhaus
angebrachten, alten Nistkasten. Sie flogen dann in Richtung Lochbachtal ab.
Am 5. Juli 2004 beobachtete ich zufällig zur Mittagszeit insgesamt 5
Turmfalken an der St. Clemens-Kirche in der Solinger Innenstadt.
Evtl. handelte es sich sogar um insgesamt 6 verschiedene Tiere.
Die Vögel flogen alle nicht nur sehr sicher und gezielt, sondern segelten auch
bereits sehr beherrscht an den Steildächern der Kirche in den heftigen Böen
dieses Tages. Ihre Landungen auf den schwierig anzufliegenden, filigranen
Kreuzen der beiden Türme gelangen sofort beim ersten Versuch und zeigten
ebenfalls klar die bereits erworbene Flugsicherheit.
Es handelt sich dabei eindeutig um die aus dem dortigen Nistkasten vor einigen Tagen
erfolgreich ausgeflogene Brut.
Den Unterschied zwischen Jung- und Altvögeln konnte ich nicht erkennen aufgrund
der größeren Entfernung und eines nicht verfügbaren Fernglases.
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Seit dem Berichtszeitraum 2004
bis Anfang April 2005 sah ich nie wieder einen Falken hier am Kasten und auch
in der Umgebung sah ich sehr selten und dann auch nur vereinzelt einen
Turmfalken. Lediglich in Hitdorf auf den Rheinwiesen spielten 2 Turmfalken
Mitte März 2005 in einer hohen Baumgruppe.
Dienstag, 5. April 2005
Am Dienstag, gegen 14:00 Uhr hörte ich jedoch einen Turmfalken laut rufen, als
ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite querab vor unserem Haus auf dem
Bürgersteig der Merscheider Straße in Richtung Solingen ging. Der Vogel flog
vom Giebel eines Nachbarhauses dann in gerader Linie zu unserem Falkenkasten;
dort übergab er laut rufend einem zweiten Falken eine Maus!
Seitdem sehe ich tagsüber mindestens einen Turmfalken stets fest im Kasten
sitzen. Das Männchen bringt immer wieder eine Maus zu dem im Kasten wartenden
Weibchen. Beide Vögel machen zwischendurch auffällige Schauflüge in Sichtweite
des Kastens. Auch andere Turmfalken sah ich heute in Zweierformation hoch über
dem Kasten ihre Bahn ziehen, während der Falke im Kasten aufmerksam zu ihnen
hinaufschaute.
Am Dienstag sah ich auch, daß der Brutkasten an der Lutherkirche im
Stadtzentrum ebenfalls von einem Turmfalkenpaar belegt ist. Die Vögel paarten
sich auf dem First eines kleinen Erkers im Dach des Kirchenschiffs.
Ich hoffe sehr, daß die Turmfalken in diesem Jahr endlich wieder erfolgreich
hier in ihrem Kasten brüten werden. Zumindest im Moment sieht es sehr gut aus.
Montag 11. April 2005
Gegen 13:00 Uhr beobachte ich an der St.-Clemens-Kirche im Stadtzentrum wie ein
offenbar junges Turmfalken-Männchen den alten Revier- und Brutplatzbesitzer
attackiert. Der Angreifer fliegt ohne Unterbrechung ständig Angriffe auf das
dort offenbar ansässige, alte Männchen. Gleich wo der Altfalke auf dem Dach des
Kirchenschiffs sitzt, er wird von dem Angreifer in steilem Sturzflug hochgejagt
und in Abwehr-Flugkämpfe verwickelt. Offenbar will der Jungfalke das Revier und
das Weibchen erkämpfen und das alte Männchen verdrängen. Ich werde so wohl
Zeuge einer dramatischen Revierauseinandersetzung im „Falkenreich“, die gewiß
in einem tragischen Ausgang enden wird.
Montag, 25. April 2005
Seit dem Wochenende liegt das Falkenweibchen Tag und Nacht im Kasten tief
geduckt auf dem Boden. Zwischendurch bringt das Männchen immer wieder eine Maus
für das Weibchen; es fliegt dann kurz zu einer großen Weißtanne in der
Nachbarschaft und frißt dort die Beute. Kurz darauf ist es jedoch schon wieder
im Kasten. Das Falkenweibchen brütet!
Donnerstag, 26, Mai 2005
Während des gesamten Tages bringt das Falkenmännchen mehrere Mäuse, die es dem
Falkenweibchen in einer nahen Tanne übergibt. Das Weibchen fliegt dann damit
sofort in den Nistkasten. Eine kurze, vorsichtige Beobachtung mit dem Fernglas
zeigt dann, daß das Weibchen die Maus verfüttert. Heute ist also mindestens das
erste Turmfalkenküken in dem Kasten aus seinem Ei geschlüpft!
Samstag, 16. Juli 2005
Im Zeitraum um den 25.06.2005 flogen insgesamt 5 junge Turmfalken aus dem
Kasten aus. Hier sehen wir, wie sich 2 Jungfalken noch einmal Anfang Juli 2005
am Kasten einfinden. Ein SCHÖNER Bruterfolg !!!
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Aufgrund meines Umzugs von Solingen-Merscheid nach Solingen-Wald war es mir nicht mehr möglich, regelmäßig und täglich mehrfach den Nistkasten an meinem alten Wohnsitz zu beobachten. So konnte ich lediglich feststellen, dass sehr spät im Juli 2006 mindestens 3 junge Turmfalken erfolgreich ausflogen. Fotos der jungen Falken wurden keine aufgenommen. Weitere erfolgreiche Bruten in der Stadt und im hiesigen Umland sind mir nicht bekannt, weil ich selbst keine weiteren Beobachtungen machen konnte.
Der Bericht der Familie Kling aus Niederöfflingen in der Eifel zeigt jedoch den diesjährigen Bruterfolg eines Turmfalken-Paars recht deutlich. Dort brüten die kleinen Greife nämlich wiederholt in einer optimierten Mauernische – der ehem. Lüftungsöffnung für den Dachboden in der Giebelspitze.
Die Familie Kling legte den Nistplatz unter dem Dach in der Giebelwand an speziell mit einem Einflugloch in der Wand. Der Nistplatz wird nach dem Ausfliegen der Jungvögel gereinigt und mit neuem, sauberen Einstreu versehen, und die Falken danken es mit regelmäßiger, erfolgreicher Brut. Die Familie Kling nahm die Fotos auf; sie zeigen den Einschlupf in der Giebelwand sowie 3 flügge Jungfalken in der Mauernische.
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In diesem Jahr flogen mit Sicherheit drei junge Turmfalken in Solingen-Merscheid aus. Fotos der Dreierbande, die offenbar erfolgreich im Juli/August 2007 ausflog.
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Die Kontrolle einiger Falkenkästen zwischen dem 30.6.2008 und dem 2.7.2008 ergab folgendes Ergebnis:
Ein Altvogel hat soeben eine Maus gebracht und fliegt vom Kasten ab.
Die “Dreierbande 2008” sitzt am Einflugloch, schwitzt an diesem heißen Tag wohl
sehr, beobachtet neugierig die Umgebung und wartet gewiß auch auf Nahrung in
Form von Mäusen. Der 4. Jungfalke ist nicht zu sehen und befindet sich offenbar
im hinteren Teil des Kastens. Es dürfte sich um das “Nesthäkchen” handeln. Am
5. Juli 2008 verließen jedenfalls insgesamt 4 junge Turmfalken den Nistkasten!
Hier sitzt er bereits einige Wochen später in der Voliere der Auswilderungsstation Düsseldorf. Ein paar Tage später wurde er bei gutem Wetter ausgewildert.
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Im gesamten Jahr 2009 konnte ich keine Kontrollen der Kästen durchführen. Lediglich aus dem Kasten an der Merscheider Straße 120 flogen insgesamt 3 junge Turmfalken erfolgreich aus.
Die Turmfalken an der ev. Stadtkirche in Solingen hatten keine Möglichkeit, in ihrem Nistkasten zu brüten. Der Turm war aufgrund der Reparatur des schweren Sturmschadens komplett eingerüstet und mit einem Sicherheits-Netz umgeben, so daß die Vögel ihren Brutplatz nicht anfliegen konnten. Inzwischen wurde am Turm ein Schwegler-Nistkasten aufgehangen; die Stelle ist jedoch nicht optimal. Es wurde daher vereinbart, daß der Küster eine wesentlich besser geeignete Nistmöglichkeit auf einem Festersims des Turms schaffen wird.
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Im Jahr 2010 flogen weder aus dem Kasten in Merscheid noch in der ev.
Stadtkirche Solingen junge Falken aus.
Aus dem Kasten an der kath. St. Clemens Kirche in Solingen flog allerdings eine
unbekannte Anzahl von Jungfalken aus. Dessen bin ich mir absolut sicher.
Nachstehend ein Artikel des Solinger Tageblatts vom 20.8.2010 über meine Aktivitäten und die Situation der Turmfalken an der ev. Stadtkirche im Zentrum von Solingen.
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Freitag, 3. Juli 2015 gegen 14.00 Uhr.
Ich habe am Vormittag einige kleinere Erledigungen gemacht und freue mich jetzt
auf ruhige, weitere Stunden auf unserer Terrasse im Schatten unserer Wildkirsche.
Heute ist ein extrem heißer Tag mit Temperaturen über 35°C.
Das Telefon klingelt. Anita, die Freundin meiner Frau ist am Telefon.
Auf ihrem Fenstersims sitzt zwischen Fensterscheibe und dem davor befindlichem
groben Ziergitter im Erdgeschoß ein junger, voll befiederter Turmfalke.
Er hat keine Chance, sich selbst dort zu befreien, geschweige denn wieder
irgendwo in eine sichere Höhe zu kommen. Er würde mit Sicherheit das Opfer der
nächsten vorbeistreunenden Hauskatze werden.
Na dann, nix mehr mit "ruhigem Freitagnachmittag", ab ins Auto und
nach Merscheid fahren! Dort sitzt der soeben ausgeflogene Jungfalke tatsächlich
auf einem Fenstersims zwischen Fensterscheibe und Ziergitter.
Ich versuche, ihn vorsichtig mit beiden Händen herauszunehmen; er entwischt mir
jedoch und landet im Vorgarten auf dem Boden vor der Mauer einer Garage. Dort
kann ich ihn jedoch greifen und in einen Karton setzen. Der Vogel ist fix und
fertig; völlig erschöpft, ausgehungert, vermutlich in Todesangst und völlig
gestreßt.
Ich fahre zuerst einmal mit dem Karton im Kofferraum nach Hause. Dann werde
ich weitersehen.
In unsere Küche begutachte ich den Turmfalken gemeinsam mit meiner Frau: der
kleine Kerl steht nicht mehr auf eigenen Beinen, vielmehr liegt er erschöpft
auf dem Bauch. Unter seinem Flügeln tummeln sich Lausfliegen und
Federparasiten. Der Vogel braucht schnellstens Hilfe. Mit etwas Glück gelingt
es meiner Frau, in unserer Hausmetzgerei gut 100 Gramm frische Hühnerleber
aufzutreiben, nachdem unsere Frage nach Rinderleber leider verneint werden
mußte.
Wir fahren rund 6 km nach Ohligs zur Metzgerei und wieder zurßck. Jetzt
müssen wir dem Falken noch die Feder-Parasiten austreiben.
Gewiß kann uns der Tierarzt in der Nähe helfen - wenn er denn seine Praxis am
Freitagnachmittag überhaupt noch geöffnet hat! Ich selbst habe kein wirksames
Sprühmittel, das den Vogel selbst nicht umbringt, im Haus. Wir fahren zum
Tierarzt. Der Mann erklärt uns jedoch, daß er nicht helfen könne. Erstens kenne
er sich mit Wildvögeln nicht aus und ein Sprühmittel habe er erst recht nicht
in der Praxis. Jetzt ist guter Rat teuer.
Eine weiterer Versuch: wir fahren nach Aufderhöhe in einen Fachmarkt für
Haustierbedarf. Dort wird es doch gewiß ein Sprühmittel für Haustiere gegen
Flöhe und Milben geben; gibt es nicht!
Ein letzter Versuch: der Anruf bei Doc Pieper in Rheindorf. Wenn jemand helfen kann, dann er - der auf die Behandlung von Zier- und Wildvögeln spezialisierte und weit und breit geschätzte Tierarzt. Seine Telefonnummer habe ich seit langen Jahren in meinem Handy gespeichert. Hoffentlich hat seine Praxis jetzt noch - am Freitagnachmittag gegen 16.00 Uhr - geöffnet.
Der Anrufbeantworter läuft; das Personal ist überlastet und kann jetzt nicht das Gespräch annehmen. Man möge etwas später noch einmal anrufen. Wir fahren wieder nach Wald und wollen versuchen, den Turmfalken zu füttern. Zu Hause angekommen, versuche ich noch einmal, die Praxis zu erreichen - erfolgreich. Die Praxis schließt um 18.00 Uhr. Ich habe noch rund 1 1/2 Stunden Zeit. Also, den Karton wieder ins Auto und los geht es in Richtung Leverkusen-Rheindorf. Langsam wird es für mich anstrengend; wir haben jetzt fast 38°C und die Sonne brennt noch immer vom wolkenlosen Himmel. In der Praxis wird soeben ein kranker Wellensittich behandelt. Wir warten rund 10 Minuten. Nach kurzer Erklärung breiten die diensthabende Tierärztin und eine der Helferinnen die Flügel des Patienten aus und treiben ihm mit einem Spezial-Sprühmittel die Federparasiten aus. Sodann gibt es mit einer Sonde eine gut bemessene Portion eines halbflüssigen, speziellen Kraftmittels für Vögel in den Kropf.
Diese Nahrung muß nicht erst noch im Kropf angedaut werden, sondern geht dann sehr schnell weiter in den Magen und wird dem Vogel umgehend wieder auf die Beine helfen. Die Behandlung war kostenlos und man wünscht uns einen guten Erfolg bei der noch für den Abend geplanten Freilassung des Tiers, während wir uns herzlich bedanken und den Mitarbeitern ein schönes Wochenende wünschen. Wieder zu Hause angekommen, bieten wir dem kleinen Falken nun mit einer stumpfen Pinzette kleine Stückchen der Hühnerleber aus der Metzgerei an.
Der kleine Kerl reißt - Gott sei dank- von selbst den Schnabel auf und nimmt das Fleisch direkt an. Wir tauchen die Fleischstückchen jeweils ins Wasser, bevor es verfüttert wird. Bei den augenblicklichen Temperaturen muß der Vogel gewiß einen fürchterlichen Durst haben! Und auf diese Art können wir ihm sicherlich helfen. Er bekommt so viel von der Hühnerleber, bis daß sein Kropf sichtbar gefüllt ist und er auch nichts mehr annimmt. Er ist satt bis unter beide Flügel!
5 Minuten später steht er schon wieder in seinem Karton. Gut, schließlich soll noch heute Abend wieder in die Freiheit! Der Brutkasten, aus dem er ausgeflogen ist, hängt an der Giebelwand eines 5stöckigen Hochhauses mit Flachdach. Auf diesem Flachdach ist der Vogel absolut sicher und kann dort auch noch das Fliegen üben, wie schon Generationen von Turmfalken vor ihm. Und das Elternpaar wird ihn dort gewiß auch noch die nächsten Tage versorgen und ihm das Jagen der Mäuse beibringen. Ich muß heute nur warten, bis daß die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist. Den Vogel jetzt schon auf das mit Teerpappe gedeckte Flachdach zu setzen, wäre Mord gewesen.
In den Sommermonaten sind es auf diesen Flachdächern bei Sonneneinstrahlung bis zu ca. 80°C, und heute haben wir selbst im Schatten gemessene 38!C. Ein Anruf bei einem gut bekannten Mieter in diesem Haus. Der Mann wird mir helfen, auf das Flachdach zu gelangen. Also noch einmal ins Auto und von Wald nach Merscheid fahren. Ich treffe mich mit meinem guten Bekannten. Vom Hausflur geht es über einen Aufstieg zur Dachluke. Dort oben auf dem Dach öffne ich den Karton und erwarte, daß der Falke herauskommt, über das Dach läuft und ein paar Meter entfernt sitzen bleibt. Der Vogel springt jedoch aus dem Karton, rast über das Dach, hebt kurz vor der Kante ab und fliegt zielgerade in fast gleicher Höhe in eine, auf dem Nachbargrundstück stehende, große Fichte. Er hat jetzt wieder eine große Chance, seine Chance, den gefährlichsten Tag in seinem jungen Leben zu überstehen - den Tag seines ersten Ausfliegens aus dem Nistkasten. Im Kasten selbst sitzen vor dem Ausflugloch noch zwei weitere Geschwister; sie werden wohl am nächsten Tag ausfliegen. Die Altvögel sind mit Sicherheit noch in der Nähe und werden ihre Jungen in den nächsten Tagen noch versorgen. Alle drei haben jetzt eine gute Chance für ein erfolgreiches Falkenleben.
Gegen 21.00 Uhr bin ich wieder zu Hause. Das kühle Glas Pils auf der Terrasse und die hochgelegten Beine tun uns bei warmem Südwind und immer noch rund 28°C heute Abend besonders gut.
Witzhelden:
Im August 2015 wurde im Rahmen einer größeren Reparatur am Turm der evangelischen Kirche in Witzhelden ein neuer Brutkasten für Turmfalken von der Mitte der Wand etwas weiter nach rechts gehangen. Somit befindet sich die Nistmöglichkeit für Turmfalken nicht mehr so extrem exponiert an der Wand, sondern bietet den Vögeln etwas mehr Deckung und Sicherheitsgefühl.
Die beiden Fotos zeigen den Nistkasten am Kirchturm in Witzhelden an seinem endgültigen Platz in der Nähe zum Kirchenschiff.
Solingen-Stadtzentrum; St.-Clemens-Kirche:
Nach Auskunft des Gemeindebüros haben die Turmfalken in diesem Jahr wieder in ihrem Nistkasten erfolgreich gebrütet; es sind mindestens 3 Jungvögel ausgeflogen.
Diese drei Fotos zeigen den Nistkasten an einem ruhigen Platz an der Rückseite der Kirche. Dieser Ort ist absolut ideal als Nistplatz. Der Kasten hängt an der ruhigen Rückseite der Kirche, in der Nähe zu architektonischen Verzierungen und Schmuck Mauerwerk. (Gesims und Schmuckpfeiler) Die Farbe der Ziegelsteinwand gibt den Vögeln ein zusätzliches Sicherheitsgefühl, weil es kaum einen Kontrast zur Farbe ihres Gefieders gibt und die Tiere somit sehr gut getarnt sind, wenn sie sich in der nächsten Umgebung ihres Brutplatzes aufhalten. Auch hier verraten die Kotspuren an der Front und neben dem Kastens wieder eine erfolgreiche Brut.
Ehem. Mottmann-Halle in Erkrath-Unterbach:
Als diese Halle 1973 gebaut und fertiggestellt wurde, sah ich bereits in der Rohbauphase oft einen Turmfalken auf dem einen oder anderen bereits aufrecht stehenden Pfeiler sitzen, wenn ich dort in meiner Mittagspause spazierenging. Nach der Fertigstellung der Halle hing ich dann dort einen Nistkasten für Turmfalken auf, als das Arbeitsgerüst noch vor der Wand stand. Der Kasten wurde dicht unter dem Gesims angebracht, um ihn vor Witterungseinflüssen zu schützen und auch hier eben nicht völlig exponiert auf der Wandfläche zu hängen. Den Kasten selbst konnte ich Mitte der neunziger Jahre mit Hilfe eines Autokranverleihs in der direkten Nachbarschaft noch einmal säubern und vor allem neu imprägnieren.
Die beiden Fotos zeigen den Kasten im August 2015. Die Kotspuren an den Außenseiten des Kastens und der Hallenwand beweisen, daß auch in diesem Jahr dort wieder erfolgreich Jungfalken ausgeflogen sind.
Dieser Nistkasten ist der allererste Kasten, den ich je aufgehangen habe! Allein hier dürften in den rund 40 Jahren, die dieser Kasten nun schon hängt, gewiß schon in ununterbrochener Brutfolge in jedem Jahr, insgesamt mindestens 120 Jungvögel ausgeflogen sein!
Auch hier haben die Turmfalken wieder erfolgreich gebrütet, wie die Kotspuren an der Front des Kastens zeigen.
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Die nachfolgenden Fotos wurden am 27.6.2016 von Andreas Klüpfel, Solingen gemacht und mir Verfügung gestellt; ich danke ihm dafür sehr.
Die evangelische Kirche in Merscheid.
Dieser Kasten hängt am Kirchturm der evangelischen Merscheider Kirche.
Er ist offenbar von mindestens zwei jungen Turmfalken belegt.
Die Merscheider Straße.
Das ist der Nistkasten an der Giebelseite des Hauses Merscheider Straße 118.
Auch er ist von mindestens zwei jungen Turmfalken bewohnt.
Die St.-Clemens-Kirche in der Innenstadt.
Diese Fotoserie zeigt den Nistkasten am Schiff der katholischen St. Clemenskirche in der
Innenstadt von Solingen. In ihm wurden offenbar ebenfalls insgesamt drei Jungvögel
großgezogen; zwei Vögel sind wohl noch im Kasten während ein drittes Tier wohl schon
auf einem der Dächer sitzt.
Einer der Jungvögel übt hier seine Flügel-Muskulatur,
vermutlich nachdem er zum ersten Mal den Nistkasten
verlassen hat.
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